Donnerstag, 10. Mai 2012

Blower-Door-Test oder Differenzdruck-Messverfahren

Heut wurde bei unserem Haus wieder ein entscheidender Meilenstein gemacht.
Die luftdichte Hülle ist komplett und die Türen, sowie alle Fenster sind drin. Früher meinte man ja, dass Häuser atmen sollten und dass Ritzen nicht schlimm sind. Unser Haus soll auch atmen, damit es nicht schimmelt, aber bitte nur kontrolliert über die Lüftungsanlage. Um zu überprüfen, ob es irgendwo größere Leckagen gibt, wird der Blower-Door-Test gemacht. Dabei sollen solche Leckagen über die Luftwechselrate aufgespürt werden.
Absolut dicht bekommt man ein Wohnhaus nie, aber man sollte vermeiden, dass es größere "Löcher" gibt, in den dann von Draußen kalte Luft eindringt und Feuchtigkeit mit einbringt, die dann zu Schimmel führen kann.
Wie funktioniert ein Blower-Door-Test? Hier ist das schön erklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Differenzdruck-Messverfahren

Im Prinzip simuliert man den Wind mit etwa Windstärke 5. Das erreicht man indem man im Gebäude einen Unterdruck von 50 Pascal (0,5 mBar) herstellt. Der Unterdruck ist so gering, dass man ihn kaum wahrnimmt. Um die Voraussetzung zu schaffen, wird im Türrahmen eine luftdichte Plane gespannt, in der ein Lüfter verbaut ist. Dieser hängt mit einer Messeinrichtung zusammen. Hier wird der Luftstrom gemessen und durch das Volumen des Gebäudes geteilt. Der ermittelte Wert darf nun bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten.
Bei konventioneller Bauweise ist die Grenze 3,0 h-1.  Der Wert bedeutet, dass die Luft des Hauses maximal 3,0 mal in der Stunde ausgetauscht werden darf. Bei einem Wohnhaus mit eingebauter Lüftungsanlage liegt der Wert bei maximal 1,5. Beim Passivhaus darf die Luft höchstens 0,6 mal in der Stunde ausggetauscht werden (also 3 mal innerhalb von 5 Stunden bzw. 5 mal weniger als im Haus ohne Lüftungsanlage). Erscheint mir immer noch sehr hoch.

 Der Ventilator mit der Messeinrichtug von Innen (Nebeneingangstür)

Von Außen

Nachdem nun also diese 50 Pa Unterdruck eingestellt wurden haben wir erstmal eine Leckage simuliert. Zur Zeit sind ja einige Löcher für die Zu- und Abluft in den Wänden, die mit Ballons abgedichtet wurden. Der nette Blower-Door-Mann hat dann mal einen Ballon gezogen und siehe da, der Wert ist deutlich nach oben gegangen (von 0,45h-1 auf 0,7h-1). Das Loch hatte etwa einen Durchmesser von 10 cm.
Dann hat er wieder den Ballon aufgepumpt und das Loch wieder verschlossen. Nun wurden an den Fensterrahmen mit der Hand nach Leckagen gesucht, wie auch unterm Dach. Ein paar Lecks gab es tatsächlich. Wir haben auch gefühlt, aber der Luftstrom war kaum wahrnehmbar. Die Ecken wurden dann mit einer blauen fiesen Masse verschlossen.

 Abgedichtete Leckage oben rechts im Fenster

Wenn jetzt die Messwerte über dem zulässigen Grenzwert gewesen wären und man das Leck nicht hätte finden können, dann würde man anfangen mit Rauch und notfalls sogar mit Wärmebildkamera. Da die Werte aber sehr gut waren (wir bekommen das Protokoll noch, aber ein Wert war 0,33h-1, der andere 0.4h-1) brauchten wir den Zirkus nicht machen.

Die Drücke werden dann nach Vorschrift in verschiedenen Druckstufen angefahren (auch Überdruck).
Übrigens ist das gelbe Klebeband im Bild nicht irgendein Klebeband, sondern wohl das beste und ewig klebend. Jedenfalls scheint die Meinung auch im Internet vorzuherrschen (http://www.dachgeschoss.at/). Das schwarze Band zwischen Fensterrahmen und Laibung ist von Würth.

Um sich und uns ein gutes Gefühl zur Dämmumg zu geben haben wir auch gleich noch eine Dämmungsprüfung gemacht. Dafür wurde mit einem "Kernbohrer" ein Loch in die Hülle gemacht und damit dann das Dämmmaterial herausgeholt. Über das Gewicht und die Solldicke wurde ermittelt, ob sich die Dämmung im richtigen Bereich bewegt. Das war eine recht fusselige Angelegenheit, weil dann die ganze Holzfaser rumfliegt. War aber auch alles ok.

Der "Kernbohrer" für die Dämmungsprüfung auf der Waage

Desweiteren ist der Elektriker im EG angekommen, genau wie die Innenraumdämmung. Draußen sind die Maler beim Verputzen. Ein ganz schönes Gewusel.

Ach ja, meine Aussage zu den Thermostaten war ein kleines Missverständnis. Die Thermostate für die Fußbodenheizung in den einzelnen Räumen werden zwar mit eingeplant (also Kabel verlegt etc.), aber es gibt sie noch nicht. Das hatten wir damals auch in der Planung so besprochen. Laut Erfahrung von ÖHS sagen die meisten Leute, dass sie die nur einmal einstellen und danach nie wieder anfassen. Wir werden es also auch erstmal bei konstanter Temperatur testen.

 Während wir Blower-Door-Test gemacht haben, wurde das Wohnzimmer im EG mit Dämmung versehen.

 Schlafzimmer auch schon mit Rigips verkleidet.

Urtes Zimmer könnte schon fast gestrichen werden.

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